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Schnipsel

Iroth: Eine SciFi Alien Romanze

Iroth blockierte sein Iki’i, sodass die Kirenaianer in der Nähe ihn nicht identifizieren konnten. Zudem passte er die formelle menschliche Kleidung an, die seine Matrix bedeckte, und nahm sich einen Moment Zeit, um sich zu sammeln. Die Teleportation ließ ihn immer benebelt zurück, und das Transportnetz um die Erde war offensichtlich in Eile aufgebaut worden, ohne die üblichen Puffer, um Unbehagen zu lindern.

Er atmete langsam ein. Die warme Nachtluft war gefüllt mit den Lauten von Insekten. Unter seinen Füßen fanden sich weiche Gräser, kurz geschoren, die Farbe nicht erkennbar, obwohl in der Umgebung überall Lichter hingen. Ein paar andere Kirenaianer in der Gestalt von blauen Menschen bewegten sich bereits auf einem vorgeschriebenen Pfad in Richtung der Geräusche einer sich versammelnden Menge.

Er drückte die Schultern durch und betrat besagten Pfad. Heute Abend stand er auf einer exklusiven Gästeliste voller hochrangiger Würdenträger und wohlhabender Kaufleute. Mit der blaugrünen Menschengestalt, die er angenommen hatte, war er vertraut, da sie seiner Mutter, die Fogarianerin war, ähnelte. Der Unterschied zeigte sich darin, dass er nun größer war, weniger behaart und gänzlich ohne Krallen und Reißzähne. Aber es war nicht die Form, die ihn unbehaglich machte, es war die Rolle, die er spielen musste.

Normalerweise zog er es vor, seine Arbeit als Diener oder Untergebener zu erledigen und sich unter die Einheimischen zu mischen. Er war ein Burendo, der sowohl Farbe als auch Form ändern konnte, obwohl er für diesen Job das Blau seiner kirenaianischen Seite beibehielt. Er berechnete seinen Kunden exorbitante Preise und hatte Spaß dabei, Events dieser Art zu infiltrieren, um diplomatische Informationen zu sammeln oder Schmuggelware zu vertreiben. Heute jedoch hatte er eine andere Art von Fracht im Sinn. Lebende Fracht. Und der einzige Grund, warum er zugestimmt hatte, war, dass der Erwerb legal sein würde, für einen Kunden, der nicht wollte, dass die Transaktion in seinem eigenen Namen getätigt wurde.

Iroth lief über den Pfad und betrachtete zwei Frauen, die Schulter an Schulter standen, während sie die vorbeiziehenden Gäste beobachteten. Er kannte sich mit dem Schwarzmarkt aus und wusste um die Gerüchte über menschliche Gefangene, die es vermochten, sogar in den zurückhaltendsten Partnern Leidenschaft zu wecken. Heute Abend fand die erste legale Auktion von Menschenfrauen – von Leibeigenen – statt. Mit Sicherheit gab es viele Interessenten.

Die Frauen, die er gerade musterte, trugen lange, dunkle Kleider, eines mit Glitzer und das andere mit einem Rock, der ab der Mitte ihrer Oberschenkel durchsichtig war und ihre wohlgeformten Beine zeigte. Nicht schlecht, das musste er schon zugeben. Lächelnd passierte er die beiden. Die Menschenfrau in dem funkelnden Kleid fand seinen Blick, und er öffnete kurz sein Iki’i, um ihre Gefühle auf sich wirken zu lassen.

Sie war neugierig und ein bisschen nervös. Er verstand, wie sie sich fühlte. Der erste Job, für den er sich angeboten hatte, war aufregend und nervenaufreibend zugleich gewesen. Er hätte nicht glücklicher sein können, als der Auftrag zu einem Ende gekommen war. Er konnte sich kaum vorstellen, sich langfristig als Leibeigener in den Dienst einer Person zu stellen.

Er ging an ihnen vorbei und lief auf eine erhöhte Plattform zu, die von Lichtern beleuchtet wurde. Sein Magen rebellierte etwas und seine Matrix wollte sich beim Anblick in die kleinstmögliche Form zusammenziehen. Es spielte keine Rolle, wie oft er bereits vor einer Bühne gestanden hatte, der Anblick schaffte es immer wieder, ihm ein ungutes Gefühl zu geben. Du musst dich vor niemandem enthüllen, erinnerte er sich. Er würde seine Farbe heute nicht ändern und demnach auch nicht von seinen beschämten Eltern vom Platz geführt werden.

Niemand hier weiß, was du bist.

Dennoch setzte er sich am äußeren Rand an einen Tisch und tröstete sich damit, dass er jederzeit verschwinden konnte. Obwohl der Kaiser die Landung eines Raumschiffes auf diesem Planeten verboten und den Zugang über das Teleportationsnetz eingeschränkt hatte, war es Iroth vor einigen Tagen gelungen, ein unbemanntes, getarntes Schiff außerhalb der Stadt zu landen. Er hatte heute Abend nur das Transportnetz benutzt, um als bietender Gast dokumentiert zu werden. Seit er aber einen Job vermasselt hatte, bei dem er am Ende sechs Rotationen auf dem g’naxianischen Mond in den Elendsvierteln verbringen musste, stellte er sicher, dass er immer alternative Wege hatte, um dem Planeten zu entfliehen.

Ein Menschenmann näherte sich seinem Tisch mit einem Tablett, das dünne, hohe Gläser mit einer goldenen Flüssigkeit bereithielt. Ein zweiter Mensch bot eine Auswahl an lokalem Essen an. Um höflich zu bleiben, nahm Iroth sich von beiden Tabletts etwas und stellte alles unberührt auf den Tisch. Er hatte fremde Speisen noch nie besonders genossen, und er war ohnehin zu sehr damit beschäftigt, die menschlichen Frauen zu mustern, die sich auf einer Seite der Bühne versammelten. Jede hatte einen Vierbeiner bei sich, entweder an der Leine oder wie ein Baby auf dem Arm. Er war nicht gewarnt worden, dass diese Spezies eine Unterkunft für eine zusätzliche Lebensform benötigte, und so machte er sich eine mentale Notiz, den Preis anzuheben, wenn er die Frau zu seinem Auftraggeber brachte.

Schwanzwedelnd erhob sich ein kleiner weißer Vierbeiner und platzierte die Vorderpfoten an dem Bein der Menschenfrau, die seine Leine in der Hand hielt. Das Tier erinnerte ihn an ein Nezumi-Baby, das er als Kind gefunden hatte – eine flauschige Kreatur mit einem Stummelschwanz und langen Schlappohren. Es hatte sich in dem Raumschiff in einem Rohr versteckt. Die meisten Bewohner betrachteten die Kreaturen als Schädlinge, und die ärmeren Familien auf der Station jagten und aßen sie. Aber er hatte das Tier in seine Tasche gesteckt, mit nachhause genommen und es mit Nahrung gefüttert, das er vom Esstisch geschmuggelt hatte. Es hatte nicht lange gedauert, bis sein Vater dahintergekommen war. Noch am selben Abend hatten sie Nezumi-Suppe gegessen.

Iroth schüttelte die Erinnerung ab und konzentrierte sich wieder auf die Menschenfrauen. Jetzt war nicht die Zeit, die dunklen Gedanken gewinnen zu lassen.

Eine schwarzhaarige Schönheit in einem ärmellosen burgunderroten Kleid fiel ihm ins Auge. Der Stoff schimmerte, ohne zu sehr aufzufallen, und mit den geschichteten Lagen am Bustier und dem simplen Rock, der ihre Hüften und ihre Beine umspielte, war sie eine wahre Augenweide. Ihre wunderschöne goldbraune Haut erinnerte ihn an poliertes Amai-Holz und er fragte sich, ob sie auch so süß roch.

Der Vierbeiner an ihrer Leine zeichnete sich durch dickes rotschwarzes Fell und eine weiße Halskrause aus, die bis zu den Vorderbeinen reichte. Das Maul des Tieres hing offen. Es schien zu lächeln, und obwohl sein Iki’i abgeschirmt war, konnte er sehen, wie sehr das Wesen seine Menschenfrau verehrte.

Biete auf sie, drängte eine Stimme in ihm. Er stellte sich vor, wie sie auf den seidenen Laken seines Bettes ausgebreitet aussehen würde, mit glasigen Augen und der Sehnsucht nach seiner nächsten Berührung. Nur war er nicht hier, um sich selbst eine Leibeigene zu kaufen. Sein Klient wollte Zuchtvieh, und die Frau im burgunderroten Kleid hatte Besseres verdient. Er zwang seinen Blick weg und begutachtete die anderen Frauen.

In dem Moment gingen die Lichter aus, und die Auktion begann mit der dröhnenden Stimme eines Auktionators, der Informationen zu schnell wiedergab, als dass sein Universalübersetzer sie verarbeiten konnte. Auf der Bühne erschienen Scheinwerfer, und die Frauen liefen mit ihren Haustieren in einer Reihe über die Plattform und führten einen einstudierten Gang auf, der von einer lebhaften Melodie begleitet wurde. Dann zogen sie sich an die Seitenlinie zurück.

Iroth faltete seine Hände in seinem Schoß und beobachtete, wie die Frauen einzeln präsentiert wurden. Die ersten beiden ließ er gehen, ohne auf sie zu bieten. Die Gäste überboten sich und die Preise schossen in die Höhe. Iroths Klient hatte eine großzügige Zulage für die Auktion zur Verfügung gestellt und zu ihm gemeint, dass Iroth behalten könnte, was er nicht ausgab. Die Gebote machten jedoch den Anschein, dass er den ganzen Betrag brauchen würde. Ein weiterer Grund dafür, für das Haustier einen Aufpreis zu berechnen.

Seufzend bot er auf die nächste Frau und verlor. Er gewann schließlich eine kleine Frau in einem rosa Kleid. Ihr Name war Susan, mit üppigen Kurven und perfekten weißen Zähnen. Sie sprang die Bühnenstufen hinunter, gefolgt von einem schwarzen Vierbeiner mit Schlappohren und einem langen Schwanz. Das Tier kam direkt auf ihn zu und legte den Kopf auf seinen Schoß, während die Menschenfrau eine große grüne Flasche und zwei leere Gläser auf den Tisch stellte. „Ish fremmich, zeze gennzuln!“

Er blinzelte und versuchte, ihre Worte zu entziffern, während er die Schnauze des Vierbeiners von seinem Schritt schob. Der verdammte Universalübersetzer schien ein paar Probleme zu haben. Er schaute sich um und stellte sicher, dass alle anwesenden Kirenaianer anderweitig beschäftigt waren. Dann öffnete er sein Iki’i, in der Hoffnung, dass er dadurch etwas von ihren Worten interpretieren konnte. Sie war freundlich und schien ihre Leibeigenschaft beginnen zu wollen, indem sie ihm einen Drink servierte.

Er lächelte und nickte.

Sie stellte die Flasche ab, zog den Stuhl neben ihm heraus und setzte sich so nah neben ihn, dass ihr Ellbogen seinen berührte. Ihr Tier lag mittlerweile unter dem Tisch, heißer Atem wehte gegen seine Schienbeine. Jetzt, da er sich eine Frau gesichert hatte, war er bereit, von hier zu verschwinden. Leider würde er zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn er sich vor dem Ende der Auktion verzog. Also lächelte und nickte er, während die Menschenfrau Worte vor sich hinplapperte, die er nicht verstand.

Auf der Bühne erschien die Frau in dem burgunderroten Kleid. Von dem Todesgriff um die Leine waren ihre Fingerknöchel weiß angelaufen. Das Tier schien ihre Stimmung zu spüren und stupste mit der Schnauze gegen ihre Wade, um sie nach vorn zu treiben. Seine Wertschätzung für das vierbeinige Wesen wuchs.

Sie platzierte sich in der Mitte der Bühne und dann begannen zwei Kirenaianer und ein Khargalaner einen Bieterkrieg um ihren Vertrag als Leibeigene. Er schaffte es kaum, sich vom Mitmachen abzuhalten. Was sollte er schließlich mit einer zweiten Frau? Nach ein paar Geboten erklärte der Auktionator einen Kirenaianer zum Gewinner, und die Frau nahm die Treppe von der Bühne, um sich dem neuen Besitzer ihres Vertrages vorzustellen. Eifersucht glühte in Iroths Magen.

Die Frau, die er gekauft hatte, stieß ihm gegen den Arm. Er drehte den Kopf, fand ihren Blick, und sein Mund kollidierte mit etwas, das eine klebrige Paste auf seinen Lippen hinterließ. Er zog sich instinktiv zurück und erkannte, dass sie eine essbare, braune Scheibe hielt, auf der eine blasse, cremige Substanz zu finden war.

„Sori.“ Sie verzog das Gesicht, schob das Ding in ihren Mund und kaute. „Is’ gud“, sagte sie mit vollem Mund.

Sie pulsierte vor Nervosität und gab ihr Bestes, seine Zuneigung zu gewinnen. Er leckte sich die Reste von den Lippen. Der Geschmack war nicht unangenehm, süß mit einem Hauch von Öl. Ihre Erleichterung erreichte ihn, und sie lächelte und hob erwartungsvoll ihr Glas. Er griff nach seinem und sie stießen mit den Gläsern zusammen, bevor sie einen großzügigen Schluck nahm. Er kostete von dem sprudelnden Alkohol und fand den Geschmack akzeptabel, obwohl er Tee bevorzugte.

Die Auktion endete mit einer Frau, die für einen exorbitanten Preis ersteigert wurde. Die Menschenfrau näherte sich der Treppe unter ohrenbetäubendem Applaus. Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten, stimmte die Band eine lebhafte Melodie an.

„Ick leeb dis zong! Tancen?“ Ohne auf seine Antwort zu warten, packte die Frau seine Hand und zog ihn zu einer Grasfläche, wo sich zwei Paare bereits zur Musik bewegten.

Er erinnerte sich daran, dass dies wahrscheinlich der letzte Abend war, den die Frau jemals auf ihrem Heimatplaneten verbringen würde, und so ließ er sich von ihr durch einige rhythmische Schritte führen.

Plötzlich war ein Schrei zu hören, der sogar die laute Musik übertönte.

Iroth wirbelte herum und sah, wie eine Frau entsetzt von ihrem Stuhl aufsprang.

Am Tisch neben ihr wollte sich ein Kirenaianer erheben, doch sein ganzer Körper bebte, und in der nächsten Sekunde fiel er in seinen Ruhezustand zusammen. Als Reaktion kippte eine Frau mit ihrem Stuhl nach hinten.

Iroth beobachtete entsetzt die Geschehnisse. Kirenaianer zeigten ihren Ruhezustand nicht in der Öffentlichkeit. Niemals.

Die Menschen schrien und sprangen auf, ergriffen die Flucht, als ein Kirenaianer nach dem anderen seine menschenartige Gestalt verlor. Die beiden Khargalaner packten ihre Menschenfrauen und flogen mit ihnen auf die Bühne. Ein Fogarianer warf sich auf den Boden. Die zwei Kirenaianer, die neben Iroth getanzt hatten, bebten nun auch und verwandelten sich direkt vor seinen Augen in Pfützen.

Er gab die Schutzmauer um sein Iki’i vollkommen auf und suchte nach einer Erklärung. Sind sie tot? Seine Spezies war nicht leicht zu töten. Aber er konnte keine Emotionen wahrnehmen, keine Signatur, die von den Kirenaianern in der Nähe ausging. Dies war ein Massaker, wie er es noch nie erlebt hatte.

Er suchte nach seiner Menschenfrau, wollte mit ihr das Weite suchen, und erkannte, dass sie nicht länger vor ihm stand. Er warf einen Blick zurück zu den Tischen. Abgesehen von ihm waren nur zwei Kirenaianer noch auf den Beinen. Der ihm am nächsten, nahm einen Schritt auf ihn zu, und Iroth spürte das fordernde Klopfen gegen seine Sinne, als der Kirenaianer nach seiner Identität suchte.

Kuzara, sein Iki’i war offen. Er schirmte es ab, aber nicht rechtzeitig, denn er nahm den Anflug der Befriedigung des Kirenaianers sehr wohl wahr.

Iroths Inneres zitterte. Sie werden dich dafür verantwortlich machen. Niemand vertraute einem Burendo.

Dann, zu seiner bodenlosen Erleichterung, bebte der Kirenaianer und brach wie die anderen zusammen.

Mit einem unguten Gefühl warf Iroth einen Blick auf den einzigen verbliebenen Kirenaianer, der ihn jetzt wütend anfunkelte. Vor dem Verhör musst du verschwinden. Er musste etwas tun. Er musste sich unter die Einheimischen mischen. Darin war er gut.

Er holte tief Luft, versiegelte sein Iki’i, entspannte seine Matrix und schloss sich dem Rest der Gefallenen an. Nur ein medizinischer Scanner konnte jetzt noch beweisen, dass er am Leben war.

Er hoffte, dass er die Chance bekommen würde, unbemerkt Reißaus zu nehmen, bevor die eigentlichen Ermittlungen begannen.

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